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Essen & Sport treiben - zusammen mit Menschen aus aller Welt


ein soziokulturelles Engagement in Niederweningen

 

Interview mit Tschigi Scheuring (TS), Lehrerin und Präsidentin des Frauenverein Niederweningen.

 Bericht: Annette Lüthi (AL), Transition-Bülach

 

 

Das Dorf Niederweningen zählt 3000 Einwohner und der örtliche Frauenverein zirka 100 Mitglieder. Das ist doch eine recht stattliche Anzahl Mitglieder! Aus verschiedenen Gesprächen mit Tschigi und ihrem Mann Hans habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner allgemein vielseitig im Dorf einsetzen…

 

Jeden Freitag treffen sich z. B. von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr Menschen aus allen Altersgruppen zu „Sport & Spiel & Spass & Begegnung “ in der Turnhalle in Niederweningen. Darunter auch einige Flüchtlinge. Ich befragte Tschigi Scheuring, wie das Projekt entstanden ist und was die Herausforderungen sind und schlussendlich: Was können wir lernen, um die Idee zu kopieren? :-)

 

AL: Du erwähnst, dass Ihr seit zwei Jahren diesen Sportanlass durchführt. Wie ist die Idee entstanden?

 

TS: In Zürich sahen Hans und ich ein Plakat mit der Überschrift „Fussball für Flüchtlinge“. Da war für mich sofort klar. Sowas machen wir bei uns auch. Da mein Mann und ich beide Primarlehrer sind, haben wir auch eine Sportdidaktik Ausbildung. Das hilft uns, ist aber nicht zwingend. Auch unsere Pfadfinder Erfahrung hilft uns weiter.

 

AL: Ihr habt also die Turnhalle reserviert, einen Plakataushang gemacht und dann strömten die Leute in die Turnhalle?

 

TS: Ja, in etwa so hatten wir uns das vorgestellt. War es aber nicht. Die Leute kamen nicht. Das hiess für mich: auf die Menschen zugehen, ansprechen und einladen. Ich musste die Leute persönlich ansprechen. Dann klappte es nach und nach.

 

Eine weitere Schwierigkeit ist. Wir wissen nie, wie viele Leute kommen. Das schwankt zwischen 12 und 20 Leuten. Entsprechend müssen wir uns vorbereiten und das Programm anpassen. Also einen „Plan B“ bereithalten.

 

Auch braucht es eine gute Wahrnehmung, um zu sehen was geht und was nicht. Gerade durch die verschiedenen Kulturen und Altersgruppen beim Sport ist die Herausforderung grösser. Spiele dürfen sprachlich keinen zu hohen Erklärungsbedarf haben. Müssen also leicht erklärbar sein.

 

Eine „normale“ Sportstunde für Primarschülerinnen und Schüler ist einfacher zu gestalten.

 

 

 

AL: Gibt es Konflikte zwischen den Kulturen, die bei Euch in der Turnhalle spürbar werden?

 

TS: Für das bleibt keine Zeit. Das bunt gemischte Grüppchen macht zusammen Sport. Die Freude am sich miteinander über einen Sieg freuen oder ganz einfach sich physisch anstrengen steht im Vordergrund. Du lernst einander kennen und wir grüssen uns später auf der Strasse. Es ist einfach ein anderes Miteinander, wenn man zusammen Sport treibt. Das verbindet über die Sprachbarrieren hinweg.

 

AL: Neben Sport ist das Essen eine weitere Möglichkeit, um sich mit Menschen aus anderen Kulturen zu verbinden. Bitte erzähl mir etwas über Euer internationales Mittagessen.

 

TS: Wir organisieren dies im Rahmen des Frauenvereins. Dieses internationale Mittagessen findet mehrmals pro Jahr statt und es wird jeweils von einer anderen Person gekocht. Innerhalb des Frauenvereins haben wir eine Projektgruppe, die sich abwechslungsweise zusammen mit der Köchin oder dem Koch, um die Umsetzung kümmert. Das betrifft den Versand der SMS oder E-Mails an Interessierte, den Einkauf der Esswaren für 50 Personen, das Vorbereiten des Essraums und den Abwasch.

 

 AL: Wie läuft der Anlass ab?

 

TS: Während des Essens gibt es eine kleine Ansage, um den Koch oder die Köchin vorzustellen. Und dann wird gemeinsam gegessen. Wir haben Platz für maximal 50 Personen und sind in der Regel ausgebucht. Bezahlt wird via Kollekte. Mit dem gesammelten Geld können wir die Kosten für die eingekauften Esswaren decken.

 

In der Regel haben jeweils Frauen oder Männer aus anderen Kulturen für uns gekocht. Es gab aber auch schon ein gemischtes Schweizer/Eritreer Team das kochte. Es braucht auch immer wieder meine Initiative, um die Leute zu ermuntern mitzumachen.

 

Ich finde, unser Angebot ergänzt sich gut. Zuerst essen und danach die Kalorien wieder loswerden!

 

Kontakt: www.frauenverein-niederweningen.ch